Nach Denver furen wir an Nederland (Co) (2510m) vorbei zum Switzerland-Trail. Zuerst wurde mal Luft abgelasen ;). Der als einfach eingestufte Trail folgt einem ehemaligen Eisenbahn-Trasse, entsprechend mussten wir keine grösseren Steigungen überwinden, was für den ersten Trail in den Bergen beruhigend war.  Zuerst war geplant gleich beim Trailausgang zu übernachten um dann am nächsten Tag in den „Rocky Mountains National Park“ einzufahren. Bei einer Last-Minute-Recherche (wie immer) zum Thema stellten wir aber fest, dass auch in diesem Nationalpark seit neuem verkehrssteuernde Regeln gelten und ein „Timed Entry Permit“ notwendig wäre (ausser ab 17:00), dass aber natürlich komplett ausgebucht war. Irgendwie gab es aber für den selben Tag noch einen Spot auf dem Camping-Platz, welche eigentlich noch  schwieriger zu egattern sind.  Im Park angekommen, geniessen wir mit unglaublich viel anderen Menschen gemeinsam die „Sehenswürdigkeiten“.  Uns  beschleicht das Gefühl, dass wir hier wohl von unsereren regelmässigen Schweizer-Alpen-Aufenthalte ein wenig verwöhnt sind. Trotzdem geniessen wir den Besuch von Wild im Camping-Platz.

Kleines Intermezzo. Wie werden amerikanische Ortsnamen definiert:

1) Man nehme einen Namen aus der alten Welt. -> Berlin, Nederland

Oder:

2) Man nehme einen Namen aus der alten Welt + New -> New York

Oder

3) Beaver Creek

Oder

4) Was gibt’s am Ort -> „Rocky Mountains“, Goldfield, Rincon -> Ecke -> Ecke im  Tal 😉

5) Name des ersten Menschen am Ort (der aber nicht der Erste war, weil die meisten Gebiete der USA vor der Kolonialisierung bereits Namen hatten).

Und zurück zur Reise:

Über die „Old Fall River Road“, eine Einbahn-Schotterstrasse,  durchquerten wir am nächsten Tag den Park. Um sich die Füsse zu vertretten, stiegen wir über den „Chapin Pass“ zum „Chapin Mountain“, wo wir auf eine Gruppe „North American Elks“, die wir wohl als Hirsche bezeichnen, traffen. Die zweite Belohnung war dann die Sicht von der Bergspitze über den Park und die danebenliegenden Täler. Im Anschluss schnappten wir uns einen Campingplatz neben dem Lake Granby, wo wir mindestens 2 Nächte bleiben wollten. Der Camphost (ein Freiwilliger, der den Camping managed und dafür dort stehen kann), teilte uns mit, dass wir nur eine Nacht bleiben können und dass das First Come First Serve System bei ihnen nicht funktioniert. Er verweisst uns aber zum Nachbar-Camping-Platz, bei dem zufälligerweise ein Schweizer Camphost ist. So paddeln wir also rüber zum nächsten Camping und lernen Daniel kennen, der uns zwar keinen Platz versprechen kann, aber sagt, wir sollen doch am nächsten Tag vorbeischauen.

Das machten wir auch und glücklicherweise war ein Platz dann doch frei, so dass wir für zwei weitere Nächte dort bleiben konnten und so zum ersten mal Stormy ab dem Darky wegnehmen konnten, um die Gegend ohne Kabine zu erkunden. Der ursprüngliche Plan die Kabine ohne Auto über die Tage stehen zu lassen und erst dann zu montieren, wenn wir wieder zum nächsten Campspot fahren wollten, wird leider durch einen weiteren Gast auf dem Campground durquert. Er teilt uns zum Glück mit, dass die Kabine ohne Stütze unter der Kabine und nur auf den Camper-Jacks nicht genügend stabil sei. Eine Rückfrage beim Hersteller bestätigt diese Aussage.

Wir liessen uns aber nicht beirren und besuchten ohne Kabine den West Rollins Pass sowie den Stillwater Pass, legten die Kabine aber am Abend jeweils auf das Truckbed um Schäden zu vermeiden.

Nach Lake Granby fuhren wir über den Berthoud Pass und Loveland Pass und fanden uns in Peru Creek ein, wo wir eine alte Minenanlage besuchten. Um Gewicht zu sparen und weil es an der Tankstelle das einfachste ist einfach bis zum erlaubten Limit (Kreditkarte) zu tanken, tanken wir für ca. 100$, was für ca. 70-90l reicht (je nach Ort) und unsere Nadel ein wenig über die Hälfte bringt. Aufgrund des dichten Netzes (auch am A der Welt) an Tankstellen, ist das relativ entspannt. Bevor wir in diesen Peru Creek Trail fuhren, hatte also das Auto noch eine Reichweite von ca. 160km, was wir für den einfachen Trail (20km Hin und zurück) und Fahrt zur nächsten Tankstelle (20km) als absolut genügend erachteten. Kurz vor dem höchsten Punkt der Strecke gab uns der Bordcomputer noch eine Reichweite von 80km an und die Warnlampe ging an. Wir waren noch nicht besonders beunruhigt. Als wir dann aber das letzte Stück, welches doch eher Steil war und uns die Untersetzung das Leben einfacher machte, gemacht hatten und das Auto gewendet hatten, war die Reichweite nur noch 40km, was uns dann doch als sehr knapp einfuhr und wir nervös wurden. Selbstverständlich erklärt das rationale Hirn den Umstand mit der Lage das Autos (so dass vielleicht die Messung im Tank nicht richtig erfolgen kann und dass die Reichweite wohl irgendwie mit dem aktuellen Verbrauch verrechnet wird und der beim Aufstieg irgendwo bei 50+l/100km lag. Das Panik-Hirn hat dann aber irgendwie auch gute Argumente.

Da sich aber die Reichweite dann beim langsamen runtercrawlen nicht signifikant veränderte und dann wo das Auto wieder gerade stand bei ca. 60km einpendelte, entschieden wir uns auf ca. 3400m zu übernachten und davon auszugehen, dass das schon klappen wird am nächsten Tag. Es klappte auch relativ entspannt, auch wenn Darky am morgen nicht ganz so entspannt loslegen wollte (der eine oder andere mag sich vielleicht an das Video erinnern).

Als nächster Trail stand die Shrine Pass Road, Leadville und der Weston Pass auf dem Programm. Beides auch wieder einfache Trails, die sich Mühelos mit der Kabine bestreiten liesen. Da wir aber dem einen oder anderem „Clunk“-Geräusch und dem morgendlichen Röcheln nicht zu viel Unaufmerksamkeit geben wollten, entschieden wir uns ein Termin bei einer Garage zu machen um das ganze Fahrzeug zu prüfen, bevor irgendwie auf der Rest der Reise noch was passiert (was alleine irgendwo auf einem Trail keine Erfahrung wäre, die wir uns wünschen würden). Da erst in der folgenden Woche ein Termin frei war, entschieden wir uns die nächsten Tage fahrzeugtechnisch ein wenig ruhiger anzugehen und nicht noch schwierigere Trails anzugehen.

So erreichten wir also am nächsten Tag den Aufstieg zum Hermit Pass, welches als einfacher Trail gilt. Zu Beginn noch gemütlich im 2WD, die Chipstüte offen und Jasmine auf Youtube irendwelche Tutorials schauend, stellten wir relativ schnell fest, dass das doch schwierieger wird, als geplant. Um unsere Reifen zu schonen, musste Jasmine als Spotter dienen und so schleppten wir und langsam den Hang hoch, bis wir nicht nur wegen dem drohenden Gewitter, die Aktion abbrachen. Leider gab es aber keine Möglichkeit zum Wenden, so dass wir ein wenig weiter mussten, als uns Lieb war. Am Wendepunkt angekommen, traffen wir dann auf ein „Kenner“, der zustimmte, dass der Trail durchaus „rougher“ geworden ist und das es nicht besser wird im nächsten Abschnitt. Das Donnergrollen im Hintergrund unterstrich seine Aussage und so „fuhren“ wir langsam wieder zurück ins Tal.

Schon lange vor Colorado war der „Great Sand Dunes National Park“, der „Mesa Verde National Park“ und der „Black Canyon of the Gunnison“ auf unserer Bucket-List. Relativ früh am morgen erreichten wir den „Great Sand Dunes National Park“ mit der Idee den Park zu besuchen und weiterzufahren, da der Campingplatz ausgebucht war und die „Dispersed Campgrounds“ sich hinter einer „moderaten 4WD-Strecke“ befanden und wir ja eigentlich keine Risiken eingehen wollten. Als wir von weiten die mit Menschen gespränkelten Dünen sahen, war klar, dass wir entweder den 4WD-Trail machen um den Park in Ruhe geniesen zu können oder umdrehen. Der Trail entpuppte sich als gut machbar und so erreichten wir einen wunderbaren Campground, welches wir als Ausgangspunkt für eine Wanderung bis zum „Cool Creek“ nutzten. „Cool Creek“ war leider nur ein Rinsal und die erhofte Abkühlung erhielten wir erst, als wir beim zurückwandern von einem Regen überrascht wurden.

Im Mesa-Verde war landschaftlich eine grosse Überraschung. Das Gebiet hebt sich als Tafelberg gegenüber der Umgebung um ca. 500+ Meter ab und bietet so eine enorme Weitsicht. Der Grund wieso man aber da hingeht sind die erhaltenen Felsbehausungen vorkolumbischer Anasazi-Stämme. Wir entschieden uns für den „Mesa-Loop“ und erhielten einen Einblick in diese Kultur.

Bevor es zum “ Black Canyon of the Gunnison“ weiterging, besuchten wir kurz Telluride. Das ganze Gebiet um Telluride ist eines der Mekka für 4WD-Driving in den USA. Wir hielten der Versuchung stand einen der schwierigen Pässe zu machen und machten „nur“ die „Last Dollar Road“. Dafür konnten wir uns umso mehr auf die atemberaubende Landschaft konzentrieren und wir versprachen uns die Gegend mit einem aggresiveren Fahrzeug zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu besuchen.

Atemberaubend war es dann auch im „Black Canyon of the Gunnison“, wobei das schlechte Wetter die Dramatik der Schlucht unterstützte.

Bevor es dann zur Reparatur nach Colorado Springs ging, besuchten wir den Marshal Pass. Wie das an Samstagen ist, sind solche einfach zu erreichende Punkte relativ gut besucht, was uns die Suche nach einem Platz zum übernachten erschwerte. Fast hätten wir die Aktion abgebrochen und wären zu dem für den nächsten Tag geplanten „Phantom Canyon Road“ weitergefahren, aber tatsächlich fanden wir ein schönes Plätzchen in der Nähe eines Bieberdamms, welcher den Bach so extrem staute, dass der  Trail gleichzeitig auch das Bachbeet war.

Die Fahrt durch „Phantom Canyon Road“ war visuell spektakulär. Das Fahrzeug mit Crime-Scene-Absperrband rundherum erschien uns dann aber doch merkwürdig. Das im ganzen Canyon, bei dem man eigentlich überall übernachten kann, kein Camper stand,  war uns dann aber wirklich suspekt. Eine Recherche am Abend zu dem Vorfall ergab keine Ergebnisse zum aktuellen Tag, brachte aber zwei Morde und „Überreste“ einer vermissten Person in den letzen paar Monate zum Vorschein, so dass wir doch froh waren, nicht dort übernachtet zu haben.