Man nimmt sich ja eigentlich vor weniger Zeit vergehen zu lassen und die Berichte öfters zu schreiben. Aber irgendwie vergeht die Zeit wie im Fluge (Beim Fliegen vergeht die Zeit eigentlich nicht. Hm?).

Aber Ok. Nach unserem Aufenthalt in Pittsburgh sind wir nach Ohio vorgedrungen. Auf dem Weg dahin und auch in den folgenden Tagen wurden wir immer wieder daran erinnert, dass wir uns im Rust Belt der USA befanden.

Verlassene Industriegelände säumten den Weg aber noch ältere Überbleibsel wie beispielsweise die Schleusen und Kanäle im Cuyahoga Valley National Park begleiteten uns auf den Weg nach Detroit und erinnerten uns an die Industriegeschichte der Region. Im derben Kontrast dazu, trafen wir immer öfters auf Amische, die ja sogar ursprünglich aus der Region kamen (also Schweiz / Süddeutschland).

Sie grüssten nett, wenn man Ihre Pferdewagen überholte und wir stellten uns die Frage, ob ihr „schwierigeres“ Leben vielleicht sogar einfacher ist?

Detroit Downtown wirkte winzig, gefiel uns aber gut, obwohl wir bei fast 40 Grad brutselten. Imposante Gebäude erinnern an die ehemalig wirtschaftliche Stärke, brachliegende Flächen beim Rausfahren dann aber auch an den „Urban Decay“.

Im „Museum of American Innovation“ bestaunten wir Fahrzeuge und Maschinen aus den vergangenen 200 Jahren und waren froh für einen Moment, der Hitze entflohen zu sein.

Auf dem Weg nach Norden trafen wir im Osten von Michigan auf die wunderschönen Sandstrände des „Lake Huron“. Weitere kleine Seen im inneren des Staates luden zum Fischen und Kayaken (ist das ein Wort?) ein. Die Einladung nahmen wir natürlich dankend an.

Im „herzigen“ Städtchen „Traverse City“ gabs einen kurzen Zwischenstopp für Eis. Lecker! In den „Sleeping Bear Dunes“ machten wir die erste Wanderung seit der „Fuss-Geschichte“ von Stefan. Am Strand traffen wir auf abertausende tote „Fische“. Wir malten uns aus, dass wohl eine Havarie stattgefunden hat, oder dass die Hitze das Ökosystem irgendwie geschädigt hat.

„Glücklicherweise“ scheint das aber eine relativ normale Sache zu sein: Siehe hier. Aber sagt das mal den Fischen ;).

Zurück in südlicher Richtung erlaubten wir uns wieder eine „Offroad-Strecke“ zu fahren. Obwohl „Dark&Stormy“ für amerikanische Verhältnisse ein Zwerg ist, mussten wir feststellen, dass die Breite der Kabine für Strecken im Wald weniger geeignet ist. Zu Fuss wären wir schneller gewesen, aber der Abstecher in die Wildnis erlaubte uns wieder mal eine Nacht „Off-the-Grid“ zu übernachten.

Chicago stand lange Zeit auf der Kippe. Wir wollten die Stadt erleben, wussten aber, dass das Parken (Parkieren in CH) eine teure Angelegenheit wird (50USD pro Tag) und dass wir nicht in ein Parkhaus reinkommen. Glücklicherweise fanden wir dann ein Plätzchen und das entsprechende Hotel daneben.

Nun ja, da waren wir also – Chicago bei wieder über 35 Grad. Glücklicherweise machte die Stadt ihrem Beinamen „Windy City“ alle Ehren und so liesen sich die zwei Tage aushalten. Obwohl es die drittgrösste Stadt der USA ist, war es angenehm entspannt. Dort merkte man, dass ein guter öffentlicher Verkehr und Velospuren helfen, denn Verkehr zu beruhigen. So schlenderten wir durch die Strassen und bestaunten die Architektur, die ultrahohen Gebäude und die ultrakleinen Holzhäuser, die nach dem grossen Brand im vorletzten Jahrhundert als Übergangsbleibe gebaut wurden.

Die „Deep Dish Pizza“, vermutlich eigentlich wohl für 4 Europäer (oder 2 Amerikaner) konzipiert und die Chicago-Dogs waren dann auch die passende kulinarische Begleitung. Dann gings weiter auf unserere Fahrt in Richtung Westen. Für eine Nacht stoppten wir kurz in Iowa am Mississippi. Am nähsten Tag konnten wir auf den Backroads von Wisconsin ein Blick auf das Treiben auf dem Land erhaschen. Lose dem „Trans Wisconcin Trail“ folgend erreichten wir dann den Lake Superior. Mittlerweile waren wir von den Ländern (und Moskitos) gesättigt, sodass wir froh waren über Minnesota nach North Dakota zu fahren. Wir wussten schon zu Beginn der Reise, dass wir irgendwann die Great Plains überqueren müssen und dass das ziemlich langweilig werden könnte. Aber die sanften Hügel, die Weite und die Bauernhäuser fühlten sich grossartig an!

Im „Theodore Roosevelt National Park“ bestaunten wir die Farben und Formationen, die als Badlands bekannt sind. Blickt man auf die eine Seiten, sieht man die sanften Hügel und saftige Wiesen. Dreht man sich um, trifft man auf eine obskure Landschaft, die sich schwierig erklären lässt. Auf einer Wanderung überquerten wir denn Little Missouri. Wir fühlten uns wie Lucky Luke, einfach ohne Jolly Jumper, wobei zwei Mustangs (nicht das Auto) uns aus der Ferne beobachteten und sich vermutlich ins Hüfchen lachten. Die Mühe lohnte sich. Einige Kilometer darauf trafen wir auf eine riesige Büffelherde. Nach über 120 Stück hörten wir auf zu zählen, waren aber weit von der Hälfte entfernt. Da der Weg für uns abgeschnitten war, genossen wir den Anblick und kehrten um.

Wieder zog es uns weg vom Asphalt und diesmal stoppten uns weder die Bäume, noch eine Büffelherde, sondern ein unscheinbares Bächlein, bei dem die Überquerung wohl zu einem Schlamassel geführt hätte. Nicht einmal die versammelten Kühe auf der anderen Seite trauten sich die Überquerung. Der Anblick war aber zum Lachen.

Im Anschluss fuhren wir mehrere Stunden durch Montana und nur durch zwei Dörfer bis wir bei den „Medicine Rocks“ eintreffen. Wieder sind es Gesteinsformationen, die lockten, aber die eigentliche Belohnung war ein Sonnenuntergang, der die Umgebung verzauberte. Als nächstes besuchten wir den „Devil Tower“. Erneut eine geografische Besonderheit, die zum Wandern und Staunen einlud.

Mittlerweile haben wir einige Kilometer hinter uns und da entscheiden wir uns in Rapid-City einen Ölwechsel vorzunehmen und die Kleider und das Auto zu waschen. Beim Ölwechsel entscheiden wir uns für ein Drive-Through. Im Nullkommanichts wird Darky nicht nur mit frischem Premium-Öl versorgt, alle weiteren Flüssigkeiten werden geprüft und wenn nötig nachgefüllt, sodass wir uns beruhigt auf den Weg in den „Badlands National Park“ machen konnten.

Da angekommen, wurden wir von einem Sturm überrascht. Glücklicherweise können wir auch im unteren Bereich der Kabine schlafen, was wir dann auch taten. Um uns herum war aber beim Höhepunkt des Sturms ziemlich Chaos. Menschen, die schreiend ihre Zelte festhielten und die, die nicht festgehalten wurden, wurden weggeblasen. Zu unserem Glück haben Sie dank Jasmines Einsatz keinen grösseren Schaden an unserer Kabine verursacht. Der Park an und für sich hat viele Ähnlichkeiten mit dem „Theodore Roosevelt National Park“, was uns nicht davon abhielt eine Wanderung zu unternehmen.

Über Nebraska erreichten wir am Montag (4th of  July) Denver. Die Stadt ist so voller Gegensätze, dass sie sich schwierig beschreiben lässt. Sie steht wohl für alles, was wir in den letzten 2 Monate erlebt haben. Unglaubliche Architektur, ÖV, Geschichte, Hochhäuser, breite Strassen mit relativ wenig Verkehr, tausende Feuerwerke, grossartiges Bier in unzähligen Micro-Breweries und leckeres Essen in schöner Umgebung (z.B. Denver Market Place) laden zum Verbleiben ein. Leider mussten wir aber auch feststellen, dass ein bemerkenswerter Anteil der Bevölkerung sich nicht umbedingt den amerikanischen Traum erfüllen konnte, was die Atmosphäre sehr trübt und einem zum Teil die Lust nimmt, die Stadt zu Fuss zu entdecken.